Coming outs

So ein Coming out klingt immer nach etwas schwierigem und emotional belastendem.

Tatsächlich befreit es. Endlich kann Mensch sein, wer Mensch wirklich ist, zumindest zu den Menschen, zu denen man „out“ ist. Endlich kein verstecken mehr.

Mein erstes Coming out hatte ich vor 2 Personen. Vor SO – und im selben Moment – vor mir selbst. Es ist schwierig sich einzugestehen, dass Mensch anders ist. Es ist tatsächlich nicht leicht damit klar zu kommen. Schnell fallen Dinge wie „bin mir nicht sicher“ oder „erstmal ausprobieren“.

Zum CSD 3 Tage später (oder 4. Sowas in der Art.), bin ich dann weiblich gelesen raus gegangen. SO half mir dabei gut auszusehen und lieh mir Kleidung. Ursprünglich zum CSD das erste Mal, um im Zweifel sagen zu können es „sei nur Cross-Dressing gewesen“, fühlte ich mich noch beim CSD einfach nur wohl und hatte an dem Tag noch diverse Coming outs.

Bisher haben alle Menschen es sehr gut aufgefasst. Endgegner werden die Kollegen, Endgegner des aktuellen Levels der Rest der Familie, gerade meine Mutter.

Über gute und schlechte Nachrichten

…wenn man einen Blog schreibt, den aus der Familie aktuell niemand finden soll, sollte man die Seite auch schließen, wenn die „Gefahr“ besteht, dass ein Familienmitglied an den Laptop geht… Tut mir Leid Schwesterchen…

Die schlechte Nachricht also zuerst: mein Mann hat den Blog gesehen, eins und eins zusammen gezählt und weiß nun Bescheid. Wie gesagt, tut mir leid…

Nun zur guten Nachricht: er hat die Nachricht echt gut aufgenommen und überraschend positiv reagiert – nur die Umstellung von „er“ auf „sie“ fällt ihm noch schwer. Er hat mir schwören müssen, Stillschweigen zu bewahren, also dürfte das eigentlich kein Problem sein. Er sagt, dass er meine Schwester gerne unterstützt, wenn er kann.

Ich hoffe, das beruhigt dich etwas und du bist mir nicht allzu sauer große Schwester. Ich bin nunmal leider ein vergesslicher Schussel – echt gefährliche Mischung.

Wie dem auch sei, es gab, soweit ich weiß, bis jetzt nur positive Reaktionen und ich hoffe inständig, dass dich das bestärkt.

Ich denke, das Comingout vor der Familie dürfte dann auch keine Probleme geben, dem seh ich echt optimistisch entgegen. 🙂

Hab dich lieb, große Schwester!

Caro.

 

Gedanken zwei Tage danach

Es ist jetzt etwa zwei Tage her, dass ich erfahren habe, dass ich eine große Schwester habe – im Körper meines großen Bruders.

Leider muss ich aktuell feststellen, dass das noch nicht ganz in meinem Kopf angekommen ist. Es fällt mir wohl doch scherer, als anfangs gedacht. Aber das wird schon noch, da bin ich optimistisch. Es wird sicher einfacher zu vertsehen, wenn sie einen Namen für sich gefunden hat und ich sie das ertse Mal gesehen habe.

Ich denke manchmal an unsere Kindheit zurück, als sie noch mein Bruder war: sie hasste die farbe pink und ich durfte nicht in ihr Zimmer, wenn ich etwas in der Farbe trug (deswegen hatte ich im Winter unter meinem rosa Pulli extra ein blaues T-Shirt). Sie hat mir viel beigebracht, vieles würde man als „jungstypisch“ bezeichnen. was natürlich Quatsch ist. Ich frage mich, ob sie sich damalas schon im falschen Körper gefühlt hat. Oder kam das später? Ich erinnere mich auch noch an eine Runde „Wahrheit oder Pflicht“ in der sie als Pflichtaufgabe eines meiner Kleider anziehen sollte – das durfte ich nie jemandem erzählen – wobei ich aus heutiger Sicht feststellen muss, dass ihr das Kleid vermutlich besser steht als mir… Wurde es dir damals klarer und sie hatte Angst?

Mir stellt sich gerade die Frage, wie schwer es für sie gewesen sein muss, das zu verstehen und zu akzeptieren… Vielleicht schreibt sie bei Gelegenheit selbst einen kleinen Beitrag dazu – würde mich auf jeden Fall drüber freuen.

 

Auch wenn ich es momentan noch nicht zu hundert Prozent verstehe, stehe ich doch zu hundert Prozenz hinter dir und freue mich, endlich eine Schwester zu haben!

Caro.

„Du hast zwei Brüder und eine große Schwester“

… dieser Satz klingt erstmal nicht ungewöhnlich. Doch wenn man mit zwei großen Brüdern und einem kleinen aufwächst, wirft es doch erstmal einige Fragen auf. Die meisten lassen sich doch mit folgendem Satz beantworten:

Einer meiner großen Brüder fühlt sich im falschen Körper und ist nun ein Transgender.

Da es noch nicht öffentlich ist, werde ich sowohl ihre als auch meine Identität geheim halten, mindestens so lange, wie sie es für wichtig hält.

Um niemanden zu verwirren: ’sie‘ möchte von nun an als meine große Schwester leben, also versuche ich das dementsprechend anzupassen. Es wird auf jeden Fall eine große Umstellung und ich entschuldige mich jetzt schon bei ihr, wenn mir das nicht von Anfang an fehlerfrei gelingt.

Kurz zum Blog: Ich weiß nicht, woher der Gedanke kam, darüber schreiben zu wollen – er war plötzlich da. Ich glaube, ich muss mir das einfach von der Seele schreiben, um das zu verstehen – ich kann das momentan mit niemand anderem besprechen, da ich die einzige aus der Familie bin  die aktuell davon weiß.Warum ich drüber in einem öffentlichen Blog schreibe? Weil ich gerne andere Menschen an dieser Erfahrung teilhaben lassen möchte.  

Mit meiner Schwester ist das abgesprochen und sie hat mir (IT-Kenntnisse sei Dank) diese Website erstellt und wird gelegentliche Gastbeiträge schreiben.

Zum Schluss meines ersten Beitrages noch eins: ich stehe vollkommen hinter meiner großen Schwester, werde sie so gut ich kann unterstützen und dulde keine negativen Kommentare.

Ich hoffe, wir gewinnen an Lesern, auch um meiner Schwester positive Unterstützung zu geben. Ich versuche, so oft es geht  hier zu schreiben.

Caro.