Gedanken zwei Tage danach

Es ist jetzt etwa zwei Tage her, dass ich erfahren habe, dass ich eine große Schwester habe – im Körper meines großen Bruders.

Leider muss ich aktuell feststellen, dass das noch nicht ganz in meinem Kopf angekommen ist. Es fällt mir wohl doch scherer, als anfangs gedacht. Aber das wird schon noch, da bin ich optimistisch. Es wird sicher einfacher zu vertsehen, wenn sie einen Namen für sich gefunden hat und ich sie das ertse Mal gesehen habe.

Ich denke manchmal an unsere Kindheit zurück, als sie noch mein Bruder war: sie hasste die farbe pink und ich durfte nicht in ihr Zimmer, wenn ich etwas in der Farbe trug (deswegen hatte ich im Winter unter meinem rosa Pulli extra ein blaues T-Shirt). Sie hat mir viel beigebracht, vieles würde man als „jungstypisch“ bezeichnen. was natürlich Quatsch ist. Ich frage mich, ob sie sich damalas schon im falschen Körper gefühlt hat. Oder kam das später? Ich erinnere mich auch noch an eine Runde „Wahrheit oder Pflicht“ in der sie als Pflichtaufgabe eines meiner Kleider anziehen sollte – das durfte ich nie jemandem erzählen – wobei ich aus heutiger Sicht feststellen muss, dass ihr das Kleid vermutlich besser steht als mir… Wurde es dir damals klarer und sie hatte Angst?

Mir stellt sich gerade die Frage, wie schwer es für sie gewesen sein muss, das zu verstehen und zu akzeptieren… Vielleicht schreibt sie bei Gelegenheit selbst einen kleinen Beitrag dazu – würde mich auf jeden Fall drüber freuen.

 

Auch wenn ich es momentan noch nicht zu hundert Prozent verstehe, stehe ich doch zu hundert Prozenz hinter dir und freue mich, endlich eine Schwester zu haben!

Caro.

„Du hast zwei Brüder und eine große Schwester“

… dieser Satz klingt erstmal nicht ungewöhnlich. Doch wenn man mit zwei großen Brüdern und einem kleinen aufwächst, wirft es doch erstmal einige Fragen auf. Die meisten lassen sich doch mit folgendem Satz beantworten:

Einer meiner großen Brüder fühlt sich im falschen Körper und ist nun ein Transgender.

Da es noch nicht öffentlich ist, werde ich sowohl ihre als auch meine Identität geheim halten, mindestens so lange, wie sie es für wichtig hält.

Um niemanden zu verwirren: ’sie‘ möchte von nun an als meine große Schwester leben, also versuche ich das dementsprechend anzupassen. Es wird auf jeden Fall eine große Umstellung und ich entschuldige mich jetzt schon bei ihr, wenn mir das nicht von Anfang an fehlerfrei gelingt.

Kurz zum Blog: Ich weiß nicht, woher der Gedanke kam, darüber schreiben zu wollen – er war plötzlich da. Ich glaube, ich muss mir das einfach von der Seele schreiben, um das zu verstehen – ich kann das momentan mit niemand anderem besprechen, da ich die einzige aus der Familie bin  die aktuell davon weiß.Warum ich drüber in einem öffentlichen Blog schreibe? Weil ich gerne andere Menschen an dieser Erfahrung teilhaben lassen möchte.  

Mit meiner Schwester ist das abgesprochen und sie hat mir (IT-Kenntnisse sei Dank) diese Website erstellt und wird gelegentliche Gastbeiträge schreiben.

Zum Schluss meines ersten Beitrages noch eins: ich stehe vollkommen hinter meiner großen Schwester, werde sie so gut ich kann unterstützen und dulde keine negativen Kommentare.

Ich hoffe, wir gewinnen an Lesern, auch um meiner Schwester positive Unterstützung zu geben. Ich versuche, so oft es geht  hier zu schreiben.

Caro.