Über Dinge, die man wissen, aber irgendwie nicht fragen möchte…

Es kommt mir schon ewig vor, seit ich erfahren habe, dass ich jetzt eine große Schwester habe, dabei sind es grade erst 3 Monate. Trotzdem ist es „normal“ geworden und gehört zu mir, immerhin wollte ich immer eine Schwester. Und ich liebe die Vorstellung, nicht mehr „alleine“ unter Brüdern zu sein. 

Doch manchmal, wenn ich allein bin und viel Zeit zum Nachdenken habe, kommen mir komische Fragen in den Kopf. Fragen wie:

Darf ich es Freunden von mir erzählen? Freunden, die meine Schwester noch als Mann kennen?

Darf es unser leiblicher Vater erfahren, zudem von ihrer Seite seit Jahren keinerlei Kontakt mehr besteht? 

Und wenn ja, wie werden all diese Personen reagieren? 

Ich hab manchmal schreckliche Angst, mich zu verplappern – und es ist manchmal wirklich nicht leicht, das zu verhindern. Zuhause ist sie meine Schwester, aber ‚offiziell‘ mein Bruder,  Mama weiß Bescheid, aber die Großeltern noch nicht, mein Mann steht hinter ihr, aber was sagen seine Eltern wohl dazu?

Ich hätte nie gedacht, dass man über ein Thema so unendlich viele Fragen stellen kann. Und es hört ja noch lange nicht auf:

Wann wird sie Hormone bekommen, um gänzlich Frau werden zu können?

Sind OPs geplant?

Wer bezahlt die Hormone? Kann sie sich das leisten? 

Und dann gibt es da noch diese „Mädchen-Fragen“, die mich zum Glück zum schmunzeln bringen:

Schminkt sie sich? Kann ich ihr da helfen?

Trägt sie jetzt Absatzschuhe?

Ist sie hübscher, als ihre kleine Schwester? 

…Ich könnte ewig so weiter machen, aber werde wohl keine Antworten bekommen – ich trau mich einfach nicht zu fragen, aus Angst, sie zu verletzen. 

Ich hab dich lieb, große Schwester <3

Caro. 

Veröffentlicht von

Caro

- Ende-der-90er-Kind - angehende Erzieherin - Dorfkind - Mama

Ein Gedanke zu „Über Dinge, die man wissen, aber irgendwie nicht fragen möchte…“

  1. Die Mutti: Diese Fragen kenne ich auch zur Genüge und ich muss gestehen, ich habe mich verplappert: Opa weiß es nun. Mir fällt es unendlich schwer immer erst zu überlegen, wer es weiß und wer nicht. Schwierig finde ich auch Geschichten aus der Vergangenheit: da denke ich einfach noch an den kleinen Jungen, auch wenn er jetzt meine Tochter ist. Aber aufgezogen habe ich sie nun mal als Sohn, damit sind diese Erinnerungen irgendwie schwer mit ihr zu verbinden.
    Schmunzeln musste ich über die Aussage ihrer Freundin, dass sie wohl ziemlich zickig sein kann…..na wenn das mal nicht „typisch“ Mädchen ist…. grins

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